Die regulären abc-Etüden machen Pause und stattdessen gibt es jetzt ein sommerlich leichtes Zwischenspiel. Christiane lädt zum zweiten Etüdensommerpausenintermezzo in diesem Sommer! Ich liebe dieses Wort!
Beinahe hätte ich es übersehen, denn die Einladung zum Intermezzo kam ausgerechnet zu der Zeit, als ich mit meinen drei Männern gerade in den Urlaub fuhr.
(Der erste Teil des Etüdensommerpausenintermezzos läuft im Hintergrund, das mit dem Adventkalender, aber da schreibe ich allein im stillen Kämmerlein – wird Zeit, dass ich überhaupt einmal loslege – und die Geschichte gibt es dann erst im Advent)
Meine Lieblingsetüde soll ich euch hier noch einmal in Erinnerung rufen, fordert sie mich auf. Oder auch zwei oder drei. Ich bin mittlerweile ja auch schon lange dabei. An die 94 Etüden sind es nun, falls ich mich nicht verzählt habe.
Eine meiner Lieblingsetüden ist die um den Apotheker Edgar Knirps. Die Idee zu dieser Etüde entstand aus einer Diskussion in den Kommentaren um scheinbar nutzlos angehäuftes Wissen um die Giftigkeit von Pflanzen. Aber mit Edgar Knirps war es nicht getan, denn die Geschichte entwickelte eine Eigendynamik, und so wurden es schließlich acht Etüden (8!) voll mit Beziehungsdramen und mörderischen Absichten. (Wenn ich mir meine Etüden so ansehe, dann sind sie fast immer voller Beziehungsdramen und mörderischer Absichten.)
Beinahe hätte ich die Geschichte damals zu keinem Abschluss gebracht, denn mit den durchaus beabsichtigten Irrungen und Wirrungen und diversen Winkelzügen musste ich zuletzt höllisch aufpassen, dass mir nicht irgendwo ein Fehler unterlief. Witzigerweise war mir meist selbst nicht klar, wie sich die Geschichte wohl weiter entwickelt. Manchmal wollte ich in eine Richtung und die Geschichte in eine andere.
Zusätzlich zum Geschichtenerfinden hatte ich zu der Zeit gerade sehr viel Spaß am Zeichnen, weshalb ich jeder Etüde eine eigene Zeichnungen hinzugefügt habe.
Hier ist also noch einmal jene Etüde um den Apotheker Edgar Knirps und die Familie Vandermeer, mit der alles angefangen hat:
Edgar Knirps kramte ganz unten in den finsteren Ecken des Regals herum. Er war auf der Suche nach einem Fläschchen. Draußen im Verkaufsraum stand eine Dame und wartete. Er konnte nur schwer schätzen, wie alt sie war. Während er hektisch weitersuchte, dachte er nach. Sie hatte so etwas Unbestimmtes an sich. War nicht übermässig hübsch, aber keineswegs hässlich. Sie konnte dreißig, vierzig, und mit etwas Hilfe fünfzig sein. Das beunruhigte ihn. Er wusste gern, mit wem er es zu tun hatte. Ganz besonders, wenn sie mit so speziellen Wünschen zu ihm kamen.
Edgar Knirps war der einzige Apotheker weit und breit in der Gegend. Er wusste zu jedem Leiden ein passendes Mittel. Manchmal behandelte er auch die Gesunden, wenn auch nicht direkt. Gelegentlich kamen Kunden, die ihn nach Mittelchen fragten, die jedem Grundsatz eines Apothekers widersprachen. Sie kamen immer erst, wenn es ruhiger wurde. Manchmal nach vorheriger Terminvereinbarung, um wirklich ungestört zu sein.
Das Leben war bisher nicht sonderlich gut zu Knirps gewesen. In grotesker Weise doppelt geschlagen mit einem unsäglichen Familiennamen und dem Minderwuchs derer von Knirps – was Generationen über Generationen zurück belegbar war – hatte er manche schlimme Hänselei ertragen müssen.
Doch jetzt als Apotheker mit dem speziellen Wissen achteten ihn die Leute. Und wenn das nicht, dann fürchteten sie ihn zumindest. Es war ein harter Weg gewesen, aber er hatte es geschafft.
Endlich tasteten seine kurzen Finger das Fläschchen. Er kehrte zurück in den Verkaufsraum. Sie wartete. Er füllte eine Phiole mit der Tinktur und reichte sie ihr. Nannte seinen Preis. Sie bezahlte. Wortlos. Kein Lächeln. Keine Unruhe. Keine Angst. Das waren die gefährlichsten. Er beobachtete sie genau. Da erinnerte er sich plötzlich. Sie wähnte sich unerkannt.
Knirps notierte in einem Heft, das er unter einem doppelten Boden im Schreibtisch verwahrte: Aconitum napellus, Tinktur, 1 Phiole, Margarete Vandermeer.
Und hier könnt ihr – wenn ihr Lust dazu habt – die ganze Geschichte nachlesen:
- Edgar Knirps
- Margarete Vandermeer
- Peter Vandermeer
- Louise Vandermeer
- Ein Weinkrug bei den Vandermeers
- Immer noch der Weinkrug der Vandermeers
- Der Tod kommt zu den Vandermeers
- Und am Ende wieder Edgar Knirps, der Apotheker
Iiiiiiiiiiiich? Ich bin total unschuldig!!!! Stimmt, die waren toll, ich war tierisch gespannt, wer am Ende noch leben würde 😉
Schön, dass du noch dazugestoßen bist, ich habe dich schon vermisst.
Liebe Grüße
Christiane 😁🌞😺👍
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Mir wären die Etüden fast durchgerutscht, weil ich in den letzten drei Wochen so wenig online war.
Ich hatte mein verdächtiges Faible für Giftpflanzen erwähnt und du hast es als Recherche für den nächsten Roman gerechtfertigt. Damit war der Same gelegt.
Ich mag das ja, wie sich winzigste Aussagen ihren Weg suchen und auf einmal auswachsen. Mein Hirn, das unbekannte Wesen. 😆
Auch dir liebe Grüße,
Veronika
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Ja, ja, ja an die erinnere ich mich sehr gut. Ich bin übrigens nächste Woche wieder im üblichen Kurhaus. Falls du Zeit und Lust auf ein kleines Treffen hast, würde ich mich freuen
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Ich meine nicht nächste sondern übernächste :)
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Ich weiß noch nicht, ob sich das ausgeht. Der Ältere macht derzeit Praktikum bei mir in der Arbeit und hat Arbeitsbeginn um 6.00h. Außerdem 40 Stunden. Und dann beansprucht mich der Jüngere. Ist grad alles ziemlich zugeplant. 😕
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Ach, das verstehe ich gut. Ein anderes Mal wird sich ergeben. Liebe Grüße
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Ach wie schön, den Knirps hatte ich gespendet. Toll, wie er dich inspiriert hat. (mir selbst fiel übrigens keine Geschichte zu ihm ein 😉)
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