Buch-Date #3 Finale

So schnell kann es gehen: Hatten wir nicht gerade erst die Anmeldung zur neuen Runde und dann die Auslosung zum Buch-Date?  Lustig war er, der Dreier. Ich bekam von TanteTex drei Bücher empfohlen und habe meinerseits drei Tipps an wortgerinnsel weitergegeben.

TanteTex war wirklich super schnell mit ihren Buchvorschlägen. Ich hatte kaum das Wort Buch-Date ausgesprochen, waren sie auch schon online. Ich meinerseits war auch sehr fix beim Auswählen.

Ihre drei Vorschläge an mich waren:

  1. Patrick Süßkind, Das Parfum
  2. Anthony Horowitz, Das Geheimnis des weißen Bandes
  3. Alan Bradley, Flavia de Luce: Mord im Gurkenbeet

Ich bin ein großer Fan von Flavia. Liegt vielleicht auch an meiner beruflichen Laufbahn und den diesbezüglichen Interessen. Sie ist klug, stur und beharrlich. Und sie benimmt sich nicht wie ein Mädchen ihres Standes und ihrer Zeit. Das alles gefällt mir an ihr. Deshalb kam Tipp #3 schon nicht mehr in Frage, weil bereits gelesen.

Ebenfalls aus dem Rennen war #1: Das Parfum. Habe ich vor vielen Jahren gelesen und fragte mich damals die ganze Zeit, wo bitte bleiben die ganzen Leichen. Gegen Ende des Buches wird die Handlung dann so richtig rasant, da wird gemordet, dass die makabre Leserseele lacht. Hat mir damals sehr gefallen. So sehr, dass ich mich immer noch gern daran erinnere.

Bleibt also nur noch Horowitz. Sherlock Holmes. Oh bitte nicht! Nicht der! Aber auch egal, ich lese das jetzt. Ich bestelle das Buch. Es ist bereits einen Tag später da und ich will es hinter mich bringen. Ich bin kein großer Fan von Sherlock Holmes. Mich nerven seine ewigen Ausführungen, warum der Täter in die Suppe gespuckt oder warum er ausgerechnet unten am Hafen beim leckgeschlagenen Boot in der Nase gebohrt hat oder warum sich sein nächtliches Schnarchen wie Kichern anhört. Überspitzt formuliert. Sherlock-Fans mögen mich jetzt bitte nicht steinigen. Zumindest nicht bevor sie  zu Ende gelesen haben.

Meine ganzen Erfahrungen Sherlock Holmes betreffend stützen sich auf einen einzigen Film mit gleichem Titel und  Robert Downey Jr. in der Hauptrolle. Bitte! Bitte noch nicht schlagen! Den kenne ich zugegebenermassen nur in Fragmenten, weil ich die schreckliche wundervoll produktive Angewohnheit habe, neben dem Fernsehen  zu stricken. Abgesehen von diesem Film kenne ich kein einziges Buch von Sir Arthur Conan Doyle. Asche auf mein Haupt!

Das sind nicht unbedingt die optimalsten Ausgangsbedingungen für Anthony Horrorwitz Horowitz. Sorry, aber der war jetzt aufgelegt. Ich halte mich gar nicht lange auf mit Inhaltsangaben oder Bewertungen. Überhaupt mag ich Bewertungen nur bedingt, sie machen eventuell vorhandene Abneigungen noch größer oder verleiden mir ein Buch gänzlich, auch wenn es für mich vielleicht ganz gut gepasst hätte. Deshalb habe ich das Buch bestellt und überhaupt nichts darüber recherchiert, keine Rezensionen gelesen. Nichts. Bloß nicht beeinflussen lassen, wenn die Liebe eh schon keine große ist.

Auf Amazon steht dazu:

Am Abend eines ungewöhnlich kalten Novembertages im Jahr 1890 betritt ein elegant gekleideter Herr die Räume von Sherlock Holmes‘ Wohnung in der Londoner Baker Street 221b. Er wird von einem mysteriösen Mann verfolgt, dem einzigen Überlebenden einer amerikanischen Verbrecherbande, die mit seiner Hilfe in Boston zerschlagen wurde. Ist ihm der Mann über den Atlantik gefolgt, um sich zu rächen? Als Holmes und Watson den Spuren des Gangsters folgen, stoßen sie auf eine Verschwörung, die bis in die höchsten Kreise reicht – und den berühmten Detektiv ins Gefängnis bringt, verdächtig des Mordes …

Erstmals seit dem Tod von Arthur Conan Doyle erscheint ein neuer Roman um den genialsten Detektiv aller Zeiten, aus der Feder des internationalen Bestsellerautors Anthony Horowitz. Es ist Sherlock Holmes‘ spektakulärster und dunkelster Fall. Jetzt endlich kommt er ans Licht.

Zum Inhalt will ich weiter nichts sagen. Wenn ich zuviel verrate, vergraule ich womöglich potentielle Leser. Doch über mein eigenes Lesevergnügen kann ich berichten.

Ich habe anfangs nur mässig begeistert losgelesen. Ich mag Dr. Watson zum Beispiel sehr. Auch wenn ich finde, dass er sein Licht zu sehr unter den Scheffel stellt. Und bisweilen frage ich mich, was er bloß an diesem Sherlock Holmes findet. (Auch das nehme ich als gegeben hin. Ist ja nun auch nicht so ungewöhnlich, dass sich zwei Menschen mögen, obwohl sich alle Welt fragt, was dem einen am anderen gefällt.) Ja gut, sein Talent und sein scharfer Verstand mögen einzigartig sein. Aber warum muss er dieses Genie einem jeden direkt unter die Nase reiben? Ich sehe ein, dass das die Geschichten um Holmes ausmacht. Aber muss er den guten Watson immer so arrogant behandeln? Und was treiben die eigentlich den ganzen Tag? Arbeiten die auch einmal etwas? Vielleicht lebe ich in der falschen Epoche? Vielleicht hatten die einfach Zeit ohne Ende? Oder wäre mir sterbenslangweilig gewesen so als Frau? Kommt wahrscheinlich ganz drauf an, in welcher sozialen Schicht ich lebte.

Ungefähr ab Seite 50 gewöhne ich mich an Sherlock Holmes. (Es wundert mich nicht, dass er keine Frau abbekommen hat. Ehrlich nicht!) Ich habe das Buch in den Thermenurlaub mitgenommen und mich ganz dem guten Sherlock gewidmet. Da packt es mich dann auch plötzlich. In spektakulär kurzer Zeit lese ich es aus. Toll. Ja doch! Mir hat die Geschichte wirklich super gefallen. An einem Punkt ungefähr in der Mitte des Buches muss ich feststellen: JAAAA, geht doch.  Irgendwann beim Lesen blende ich nur kurz das analytische Gebrabbel vom lieben Holmes aus und denke mir auf einmal: Was ist eigentlich mit dem ersten Mord? Warum konnte sich der so rasch klären? Und wann ist es passiert, dass ich mich plötzlich in einer ganz anderen Handlung wieder finde? Und warum ist der Junge jetzt tot? Und warum? Es gibt Verschwörungen und dunkle Machenschaften im Hintergrund. Grauslichkeiten bis in höchste Kreise. Auf einmal droht sich sogar der Strick des Henkers um Sherlocks Hals zusammenzuziehen. Weil der zu beharrlich im trüben Wasser des kriminellen Sumpfes herumstochert. Blöd nur, dass er so bekannt und berühmt ist, dass man ihn nicht einfach so los wird, da braucht es dann schon einen etwas perfideren Plan.

Dann ist das Buch plötzlich zu Ende, die Handlungsstränge auf einen gemeinsam Punkt zusammengeführt. Sherlock Holmes hat Gott sei Dank bessere Freunde als ich einer bin. Gerade noch so entschlüpft er der Schlinge und bringt die Täter zur Strecke. Es gibt viel Ruhm und (wieder hergestellte) Ehre, viel Elend, gerechte Strafe, ein bisschen Zuneigung (Dr. Watson und Mary – aber Liebe dürfte in den Büchern um Sherlock Holmes generell eher eine untergeordnete Rolle spielen). Ich bin immer noch kein hysterisch kreischender Fan von Sherlock. Watson mag ich nach wie vor. Okay, Sherlock auch. Ein bisschen mehr als zu Beginn. Ich bin froh um mein Auto und dass ich nicht in Kutschen fahren muss, wenn es draußen Minusgrade hat. Was mich jetzt wirklich fasziniert, ist das London der damaligen Zeit. Darüber würde ich jetzt gern mehr wissen. Hat jemand einen Buchtipp für mich?

Auf jeden Fall danke, liebe TanteTex, für deine Buchempfehlungen. Es hat mir wirklich Spaß gemacht und ich mochte auch den Horowitz. Trotz meiner Voreingenommenheit gegenüber Sherlock Holmes. Heiraten würde ich den Holmes nicht wollen (ohnehin eine rein hypothetische Überlegung), aber so hin und wieder einmal einen Sherlock Holmes zum Drüberstreuen mag ich schon lesen. Von mir eine klare Lese-Empfehlung! Quasi von einer frisch Bekehrten.

Was die anderen Teilnehmer beim Buch-Date so gelesen haben, lässt sich übrigens ganz bequem in diesem Sammelbeitrag vom Zeilenende nachsehen. Er und Wortgeflumselkritzelkram haben das Buch-Date wie gewohnt professionell abgewickelt. Herzlichen Dank und tausend Rosen!

An alle Bücherwürmer da draußen, wenn ihr mal aus einem unbestimmten Grund nicht wissen solltet, was ihr lesen könntet, dann schaut doch da rein. Bei der bunt gemischten Sammlung findet sich mit Garantie etwas.

13 Gedanken zu “Buch-Date #3 Finale

  1. Da bin ich aber froh, dass dich der narzistische Detektiv doch noch in seinen Bann schlagen konnte. Spannende Krimis aus dem viktorianischen London schreibt zum Beispiel Anne Perry. Es gibt einige Krimis mit dem Ermittler Thomas Pitt oder auch William Monk, die sehr gut zu lesen sind. Auch gut gefallen hat mir Miss Emily Paxton von Peter Prange, ein Roman über die Rolle der Frau in dieser Zeit.

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  2. Pingback: Buch-Date #3 [Sammelbeitrag] – Zeilenendes Sammelsurium

  3. Den Robert-Downey-Jr.-Sherlock … wie auch den Benedict-Cumberbatch-Sherlock … kann man mit dem Sherlock Holmes von Arthur Conan Doyle kaum vergleichen. Was daran liegt, dass Doyles Stil recht schlicht ist, wie ich finde. Beim Horowitz-Holmes bin ich noch ein wenig hin- und hergerissen, ob ich ihn lesen soll. Deine Eindrücke schlagen aber langsam in Richtung „lesen“ aus. Vielen Dank dafür. :)

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    • Ich war bis zu diesem Buch ziemlich unbeschlagen in Sachen Sherlock Holmes. Filme kann man ohnehin nur selten mit den Büchern vergleichen, denke ich. Benedict Cumberbatch zum Beispiel kann ich gar nichts abgewinnen. Nettes Gesicht vielleicht.
      Einzig bei Bram Stokers Dracula finde ich die filmische Umsetzung gut.

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