abc-Etüde 43+44/2019 – Gelegenheit III.

Die Schreibeinladung von Christiane für die Wochen 43+44/20199 beschert uns eine Wortspende von Ulli Gau aus ihrem Café Weltenall.

Diesmal läuft es wieder super, mir gefallen die drei Wörter richtig gut. Und darum jetzt sogar eine dritte Etüde. (Hier findet ihr Gelegenheit I und Gelegenheit II)
Mir gefällt dieses banale Setting um ein Auto, das in eine Garage eingeparkt wird. Nur mit den handelnden Personen spiele ich ein wenig herum.

Dazu natürlich noch der Etüden-Disclaimer: 3 Begriffe in maximal 300 Wörtern.

abc.etüden 2019 43+44 | 365tageasatzaday

Sie trat das Gaspedal durch, sauste über die Autobahn. Dass sie allein zu dem Meeting hatte fahren müssen, war so nicht geplant. Sie konnte sich eigentlich Schöneres vorstellen, als stundenlang von A nach B zu fahren. Doch da es nun einmal nicht zu ändern war, hing sie ihren Gedanken nach.

Manche vermuteten ein Verhältnis mit jenem, der eigentlich hätte mitkommen sollen. Ja, es knisterte durchaus und sie genoss das Gefühl, beachtet zu werden. Ein Lügner, der behaupten wollte, das Bemühen um die eigene Person ließe einen unberührt und schmeichelte nicht dem Ego.

Sie nahm die eine Hand vom Steuer und strich langsam über die seitliche Polsterung des Beifahrersitzes, rau der Bezugstoff unter ihrer Hand. Fast fühlte es sich an wie ein muskulöser Oberschenkel. Mhmmm, schnurrte sie sinnlich. Welch haptisches Vergnügen! Dann lachte sie amüsiert. Gut, dass keiner ihre Gedanken kannte. Man würde sie für übergeschnappt halten. Dass sie mal wieder einen Mann brauchte. Auch so eine irregeleitete Männerfantasie, dass gestresste Frauen einen Mann zur Beruhigung bräuchten. Füße hoch und ein kühles Bier – das war es, worauf sie sich freute.

Es war schon dunkel, als sie ankam. Die Krähen beendeten den Tag mit einem letzten Vogelflug und ließen sich laut kreischend in ihrem Schlafbaum nieder. Sie fuhr zur Garage, öffnete mit einem leichten Ruck das widerspenstige Tor. Sie kannte seine Tücken! Setzte zügig zurück in die Garage, füllte rasch das Fahrtenbuch aus, schwang ihre Beine aus dem Auto und holte den Koffer aus dem Kofferraum. Endlich da!

Ängstlich machte ihr Herz einen Sprung, als sie die dunkle Silhouette in der dämmerigen Toröffnung sah. Dann entspannte sie sich.
„Ich bringe dich heim!“, sagte er und nahm ihr den Koffer aus der Hand. Ihre Müdigkeit war verflogen, sie lachte ihn glücklich an.

Verhältnis war das schon lange keines mehr, dachte sie.

17 Gedanken zu “abc-Etüde 43+44/2019 – Gelegenheit III.

  1. Pingback: abc-Etüde 43+44/2019 – Gelegenheit IV. | vro jongliert

  2. Pingback: abc-Etüde 43+44/2019 – Gelegenheit V. | vro jongliert

  3. Pingback: abc-Etüde 43+44/2019 – Über Gelegenheiten (VI). | vro jongliert

  4. Pingback: abc-Etüde 43+44/2019 – Gelegenheit VII. | vro jongliert

  5. Pingback: abc-Etüde 43+44/2019 – Gelegenheit VIII. | vro jongliert

  6. Pingback: abc-Etüde 43+44/2019 – Gelegenheit IX. | vro jongliert

  7. Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 45.46.19 | Wortspende von „Meine literarische Visitenkarte“ | Irgendwas ist immer

  8. Pingback: Virtuelle Schreibwerkstatt – Tag 7: Erste kleine Schreibprojekte entwickeln. | vro jongliert

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..