Es ist fad geworden in deinem Blog, bemerkt meine Muse so nebenbei, als ich abends wieder einmal im Wintergarten sitze und Akkordeon übe. Seit Monaten sitzen sie alle da, die Muse, der Schweinehund, Heinzelfrau Rosalind und der Lebens-Ernst, selbst Lotta ist noch immer da. Sie sitzen unverändert hier, haben seit Wochen ihre Kleidung nicht gewechselt (bekommen), noch nicht einmal in irgendwelchen Geschichten dürfen sie mitwirken. Überhaupt wirken meine Helden ziemlich missmutig und verdrossen, schlaff hängen sie da herum. Jegliche Motivation scheint ihnen abhanden gekommen.
Ich bleibe nicht lange. Kaum bin ich weg, beginnen sie hinter meinem Rücken zu tratschen. Rosalind wiegt nachdenklich den Kopf, sie liebt das Brotbacken und die süß-klebrigen Macarons, aber auch sie stimmt der Muse zu, dass irgendetwas fehle.
Der Schweinehund indes wirkt etwas frischer als zuletzt, die lange sportliche Zwangspause von Frau Vro hat ihm reichlich Gelegenheit zur Regeneration gegeben. Mit den kulinarischen Exzessen von Frau Vro gibt es außerdem immer genug zu essen im Haus. Wenn er schnell genug ist, schnappt er sich noch vor Rosalind die Macarons. Und weil das Wetter kalt und ungemütlich ist und man ja ohnehin nirgendwo hin kann, gibt er sich zuhause dem Alkohol hin. Er als Schweinehund könnte ja durchaus seine Lokalrunden drehen, aber wenn nichts offen hat und sonst keiner da ist, macht das keinen Spaß.
Dem Lebens-Ernst macht vor allem Kopfzerbrechen, dass Frau Vro so unmotiviert ist. Da legt sie lieber Patiencen oder löst Sudokos, bevor sie etwas Konstruktives hervorbringt. Aber Sudokus löst sie mittlerweile fast wie ein Meister, das muss er schon auch zugeben. Und dann dieses Lernen von Vokabeln immer. Wozu das gut sein soll? Und wem sie damit etwas beweisen wolle?
„Ach, Ernsterl“, säuselt ihn die Muse an, „du verstehst das nicht, sie will das einfach können. Und sie hat in zwei Monaten mit dem Online-Kurs jetzt B1 erreicht, ist das nicht super?“ Der Schweinehund lacht nur, ach was, B1, was denn das schon hieße. Die Vokabeln für dieses Niveau habe sie vielleicht, aber reden und anwenden, Verben deklinieren könne sie nicht einmal für A1 ausreichend. Soviel verstehe sogar er. Der Lebens-Ernst lässt nicht locker, beharrt darauf: „Aber die Vokabeln hat sie gelernt, dass es bis B1 reicht.“
Der Schweinehund gibt auf, hebt das Bier in Richtung Lebens-Ernst: „Na zdraví!“ Nur der kennst sich jetzt gar nicht aus. Der Schweinehund murmelt ein boshaftes „Bei dir reicht es nicht einmal bis A0!“ und schlurft davon. „Tschechisch, pah! Wenn ich da ein Bier bestellen will, schaffe ich das auch ohne Sprachkurs“, höre ich ihn grummeln.
Woraufhin Heinzelfrau Rosalind feststellt, dass Frau Vro ja zumindest schon einzelne Phrasen bei den Werbeschaltungen im tschechischen Radio versteht. Und noch viel mehr Wörter, bei denen sie dann sagt: „Das konnte ich schon mal.“ Oder: „Das sollte ich eigentlich wissen.“
Dann holt sie Sauerteig Heinzi aus dem Kühlschrank für frisches Brot und denkt nach, was am Freitag auf den Tisch kommen könnte. Den Schweinehund schickt sie seine leeren Flaschen entsorgen und den Lebens-Ernst nötigt sie dazu, er solle bitte diesen Beitrag fertig machen und online stellen. Außerdem könne er mal überlegen, wie es mit den Momentaufnahmen und dem Projekt-abc weitergehen könnte, da seien sie alle arg im Rückstand. Und die Muse soll ihm dabei helfen und nicht im Weg herumstehen. Die Muse lässt sich zu gar nichts abkommandieren, sie lehnt sich erst einmal zurück und lässt sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Sie warte auf Inspiration, das brauche Zeit.
Heinzelfrau Rosalind gefällt der Widerspruch nicht sehr, aber bis Frau Vro heimkommt, wird hoffentlich einiges erledigt sein. Vielleicht hat sogar die Muse bis dahin einen Geistesblitz …
Klingt fast nach einer Schaffenskrise. Gut, dass da eine Muse ist.
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Jaaaaa. 😭
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Wie schön, da sind sie wieder und ich habe sie alle wiedererkannt! Liebe Grüße an die ganze Gesellschaft und weiter so!!!!👍
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Manchmal melden sie sich zu Wort. Aber sie haben stark an Einfluss verloren. Irgendwie ändert sich manchmal auch das Wesen eines Blogs.
Dir auch liebe Grüße,
Veronika
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Ist bei mir genauso!
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Mir tut es ein bisschen Leid um die Leichtigkeit, mit der mir der Blog in früheren Jahren von der Hand ging. Aber vielleicht ändert sich das ja auch wieder. 😕
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Ja, das ändert sich wieder. Jetzt haben wir genug damit zu tun, mit den Veränderungen unserer Welt zurechtzukommen. Das spiegelt sich eben in unseren Blogs, die ja trotzdem immer noch recht positiv gestimmt sind, auch mit all dem Schweren! Wir machen so weiter, weil es auch weiter hilft!
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