Bedeutungslos! Oder doch nicht?

20200209_Kamprunde_004Müde sehe ich auf die Uhr. Es ist die beinahe schon übliche Zeit, zu der ich aufwache. Senile Bettflucht ist es nicht, aber nun ja …

Die Muse sitzt übrigens auch schon da. Trällert mir ins Ohr, dass es jetzt zwei Tage her sei, seit ich meinen letzten Blogbeitrag online gestellt hätte. Ich zische entsetzt „Schhhh!“, sie ist mir eindeutig zu munter und zu laut. „Geh wieder schlafen“, raune ich ihr zu.
„Aber Frau Vro, unser Blog hat eine Krise, er versinkt in der Bedeutungslosigkeit!“, klagt sie theatralisch. Woraufhin ich ihr eher unsensibel sage, mein Blog sei noch niemals woanders gewesen. Nur weil ein paar sehr nette Menschen ihn regelmäßig lesen, bedeutet das nicht, dass meine Beitrage die Welt veränderten. Die Muse wirkt plötzlich verzweifelt, sie sieht ihr Weltbild wanken, ich entschuldige mich zerknirscht. Morgens um halb Fünf bin ich zu müde für Diplomatie und Feingefühl.

Wieder ist ein Wochenende vergangen, an dem ich kaum online war. Das ist einfach so passiert. Als hätten sich Gewohnheiten und Prioritäten unmerklich verschoben. Das tun sie gelegentlich. Manchmal braucht es dafür äußere Auslöser, manchmal aber auch nicht. Ich bin derzeit mehr offline als online, ich weiß das, es tut mir auch irgendwie leid darum. Und tut es auch wieder nicht.

Denn eigentlich hätte ich hier davon erzählen können, wie schön die Wanderung mit meiner Freundin letzte Woche war. Dass ich zwar Teile der Strecke beinahe wie meine Westentasche kenne, aber sie dafür nicht. Dass ich diesmal die guten Wanderschuhe anhatte und mein Fersensporn friedlich geblieben ist. Dass ich es aber trotzdem nicht gewohnt bin, solche Strecken zu gehen und mein Körper etwas ungehalten ächzt.

Ich könnte natürlich auch erzählen, dass ich gar nicht sicher bin, ob dieses Ziehen hier und dort wirklich von den fünfzehn Kilometern Wanderung kommt. Oder ob es nicht viel mehr das Ergebnis meines exzessiven Musizierens ist, weil ich nach dem Akkordeon-Seminar wieder so richtig da hineingekippt bin. Ich merke, wie ich sprunghaft besser geworden bin und das begeistert mich beinahe grenzenlos. Vielleicht könnten euch meine Nachbarn davon ein (trauriges?) Lied singen, wie sie stundenlang beschallt werden …

Oder natürlich könnte ich hier noch erzählen, dass ich wieder öfter die Yoga-Matte ausrolle, auch das immer frühmorgens, weil mein Bedürfnis nach Bewegung, Dehnen und Strecken plötzlich größer wird als jenes, mich noch eine Stunde länger beim liebsten Mann im kuscheligen Bett einzurollen, weil ich genau weiß, dass ich zu späterer Stunde nicht mehr die nötige Ungestörtheit haben werde, mein Yoga in Ruhe im Wohnzimmer zu üben.

Ja, es gäbe einiges. Wie unnatürlich ich es finde, dass Anfang Februar die Haselnusssträucher blühen. Wie ich mich freute, dass ich gestern beim Spazierengehen erste Bienen fliegen sah und dass ich mir besorgt dachte, na hoffentlich wird euch nicht noch einmal kalt. Da sind die pubertären Nebengeräusche des Jüngeren, der unter seinen hormonellen Umbauarbeiten im Kopf leidet und die pubertären Nicht-Nebengeräusche des Älteren, der sich nicht viel sehen lässt und lieber in seinem Zimmer sitzt.

Es tut sich viel und tut sich wenig. Je nach Sichtweise. Bedeutungsvoll in meinem kleinen Universum, weniger bedeutungsvoll für die große Welt da draußen.

Meine Muse freut sich jedenfalls, dass ich jetzt doch ein paar Zeilen dagelassen habe und entlässt mich großzügig. Viel Schlaf werde ich jetzt wohl nicht mehr bekommen …

Habt einen guten Start in eine neue Woche!

Ein Gedanke zu “Bedeutungslos! Oder doch nicht?

  1. Man muss nicht ständig online sein. Auch wenn ich jeden deiner Beiträge gerne lese. Aber sieh es als gutes Zeichen, dass dir dafür Zeit für (derzeit) wichtigere Dinge bleibt. (Eine Wanderung mit deiner Freundin z.b. 😊😘).

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