Muse Lila Grazia von und zu Fantasia ist enttäuscht. Sie ringt sichtbar um Fassung, ihre Augen schwimmen in Tränen. Der Lebens-Ernst steht betreten daneben und weiß nicht, was tun. Aber das weiß er selten, obwohl er so auf die Ernsthaftigkeit des Lebens bedacht ist. Vielleicht ist er eher der Theoretiker. Vielleicht aber muss man auch ein wenig Humor haben, um das Leben gut leben zu können. Er hat meiner Muse gerade die Wahrheit über mich und die Bedeutung einer Muse klar gemacht. Es mangelt ihm gelegentlich (nein, eigentlich so gut wie immer) an Diplomatie. Und so sitzt jetzt die Muse da und bemüht sich um Contenance. Es gelingt ihr nur nicht sonderlich gut.
Denn der Lebens-Ernst hat ihr auf den Kopf hin zugesagt, sie könne sich ihr divenhaftes Gehabe sparen. Sie sei schließlich nur eine zweitklassige Muse eines Freizeit-Schreiberlings. Darauf müsse sie sich nur wirklich nichts einbilden. Warum auch immer er das so gemein und grob von sich gab … vielleicht hadert er mit dem Schicksal oder damit, dass ihm die heimlich angebetete Muse nie Gehör schenkt. Es ist nicht ganz eindeutig. Die verbalen Hiebe jedenfalls sitzen und er kränkt damit nicht nur die Muse. Auch ich muss heftig schlucken.
Heinzelfrau Rosalind schließt beschützend beide Arme um die Muse – Abstand hin oder her! – und funkelt den Lebens-Ernst böse an. Noch rechtfertigt er sich, dass das Leben eine ernste Sache sei. Aber darüber lacht selbst der Schweinehund. Nur dass es eben kein heiteres Lachen ist. Natürlich ist das Leben eine ernste Sache. Oder eben auch nicht. Philosophiert er leicht vor sich hin. Das komme ganz auf die Sichtweise an. Und die sei heute ausnahmsweise einmal klar und ganz und gar nicht schnapsvernebelt.
Wen kümmere es denn schon, wenn Frau Vro hier keine großartige, viel gefeierte Autorin sei? Ihr mache es Spaß und auch die Muse lebte gerne hier im sonnendurchfluteten Wintergarten. Der Lebens-Ernst solle sich verabschieden von Erfolgsdenken und überzogenen Erwartungen. Vom immer größer, immer besser, immer mehr.
Auch Durchschnitt sei genug, rezitiert der Schweinehund weiter. abc-Etüden seien wunderbare Edelsteine, die Film/Buch/Sonstwas-Challenge machten Lust aufs Herumkramen und Stöbern. Heinzelfrau Rosalind macht eine weit ausschweifende Bewegung mit dem Arm und meint zum Lebens-Ernst, er solle doch den Garten betrachten. Perfekt sei er nicht, aber Heim für viele Insekten, die Holzbiene sei wieder da, die Rosen blühen. Gerade dieses Un-Perfekte mache ja möglich, immer etwas zu ändern, zu lernen, neu zu gestalten. So sei es überall.
Ein Hoch also auf den Durchschnitt. Und auf ein gesundes Maß an Neugier, damit immer wieder Neues möglich wird. Was wolle er denn noch verbessern, wäre alles schon perfekt? Fragt ihn die Heinzelfrau. Die Muse schnieft unglücklich, aber hört genau zu. Eigentlich will ja gar keiner perfekte Menschen. Die kann man ja gar nicht aushalten, flüstert sie irgendwann. Und wahrscheinlich hat man dann auch gar keine Freunde mehr. Der Platz ist begrenzt und die Luft so dünn da oben allein auf dem Gipfel der Perfektion …
Richte deiner Muse aus, dass ich eure Texte mag und manche finde ich auch richtig gut, ich erinnere an die Geschichte von der Graugans.
Und ob Texte „erfolgreich“, im Sinne von reich und berühmt werden, hat m.E. viele Faktoren.
Die Qualität des Texte zuerst, aber auch Glück, Verhandlungsgeschick, bereit zu sein auf vieles andere zu verzichten, sich ganz aufs Schreiben zu konzentrieren, irgendeine „Marktlücke“ treffen …
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