Da Koarl wird schimpfa …

Das sagt der Lebens-Ernst zu mir, wenn ich die heutige Musikstunde erwähne. Jetzt waren drei Wochen Pause und ich bin denkbar schlecht vorbereitet. Als Entschuldigung mag meine Sehnenscheidenentzündung gelten, die ich mit viel Schonung schnell wieder losgeworden bin. Meine Daumengelenke schmerzen trotzdem noch bei manchen Bewegungen – das scheint eine andere Baustelle. Weshalb ich mir speziell den rechten Daumen derzeit mit rotem Kinesiotape bandagiere. Das schaut total dramatisch aus. Und weckt das Mitgefühl.

Der Schweinehund jedenfalls lacht nur über mich. Wegen des roten Tapes. Das angeblich anregend und wärmend wirken soll. Dabei habe ich schlichtweg nur das eine zuhause. Unbestritten ist, dass es meinen Daumen angenehm stützt und kaum aufträgt, dass ich auch Handschuhe darüber anziehen kann. Denn besonders praktisch ist so ein bandagierter Daumen ja nicht.

In der Arbeit fragt mich ein jeder erschrocken, was denn mit meiner Hand los sei, wenn da plötzlich die roten Streifen Tape hervorleuchten. Eigentlich waren die Schmerzen ja vorher auch schon da. Aber jetzt sind sie mit dem Tape quasi sichtbar gemacht.

Der beste Kollege und der beste Kollege vom besten Kollegen haben so ihre eigenen Überlegungen, wie man zu so schmerzenden Händen und Fingern kommt. Für den einen ist es ganz klar, allerdings nur, wenn es die bandagierte Hand vom anderen Kollegen wäre. Blind soll man davon werden können. So ging früher die Mär. Es ist ein geschickter Schachzug vom Besten vom Besten, dass er zwar etwas fraglich aber doch relativ elegant die Kurve kratzt und trotzdem seine schlüpfrigen Gedanken anbringt. Der beste Kollege und ich sehen uns mit duldenden Leidensmienen an …

Meinem beleidigten Daumen haben die Tonleitern und das Über- und Untersetzen der Finger auf dem Akkordeon den Rest gegeben. Und exzessives Stricken und Häkeln und Spinnen und noch so einiges mehr. Seit Sonntag übe ich trotzdem wieder. Aber es reicht nicht, um halbwegs entspannt in die Stunde zu gehen. Ich kann es nicht. Die Stücke werden anspruchsvoller und zwei Wochen totale Spielpause merkt man leider auch sehr deutlich.

Das schöne Frühlingswetter hat mir ebenfalls einen Strich durch meine Rechnung gemacht. Der Schweinehund und der Lebens-Ernst winken ab. Ich soll die Ausflüchte lassen. Die nimmt mir keiner ab. Sie wüssten ohnehin, dass ich lieber mit dem Rad die letzten Sonnenstrahlen des Tages genieße denn Akkordeon übe.

Es ist aber auch zu schön. Der beste Kollege geht ein bisschen früher heim wie jeden Mittwoch, weil er sich zum Radfahren trifft. Das inspiriert und motiviert. Zwar nicht für die Arbeit, aber für die darauf folgende Freizeitbeschäftigung. Weshalb ich meine anstehenden Einkäufe in Windeseile erledige und dann trotz akuten Zeitmangels doch noch das Mountainbike aus der Garage hole. Gut ist es! Ich habe das volle Programm an ländlicher Idylle. Die Autos wirbeln den letzten Staub auf den Wegen auf, überall im Wald dröhnen die Motorsägen und die Luft ist voller Düfte. Nicht nach Veilchen, eher nach Mist und Gülle, die jetzt überall auf die Felder aufgebracht werden. Wahlweise stinkt es nach Huhn, Schwein oder Kuh. Eine olfaktorische Herausforderung!

Nach knapp zwanzig Kilometer bin ich zurück, die Muskeln brennen ein wenig, die Kehrseite schmerzt. Was müssen sich die Vanillekipferl auch ausgerechnet um die Hüften legen, wo ich sie doch als Sitzfleisch viel besser brauchen könnte?

Dann bin ich doch noch schnell ein wenig üben gegangen, damit der Koarl, mein Lehrer, heute nicht schimpft. Dass ich lieber mit dem Rad in den Sonnenuntergang fahre als im düsteren Kämmerlein meine Quetsch’n quetsche, muss ich ja nicht extra erwähnen.

 

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