Der Reisefrosch Misi, wohnhaft bei Frau Holle am Regenbogen, besucht uns immer mal wieder. Genau so, wie ihn auch meine Heinzelfrau schon öfter besucht hat. Mit dem IGE, dem InternetGestaltenExpress, geht das ja besonders leicht, es braucht nur den Gedanken und schon reist man ganz bequem an den Ort seiner Wünsche. Für uns Menschen funktioniert das leider nicht, obwohl es in der Literatur davon einiges zu finden gibt. Beamen, teleportieren oder apparieren. Hat in der Praxis nur leider noch nicht geklappt.
Misis Spontanbesuch fällt diesmal mit dem Musen-Intensiv-Workshop zusammen, den meine Muse für ihre Lehrgangs-Kolleginnen veranstaltet. Auch das war ein spontaner Entschluss. Im ganzen Durcheinander hätten wir fast vergessen, Frau Holle Bescheid zu geben …
Liebste Frau Holle!
Zuallererst einen dicken froschigen Schmatz von mir zu dir! Hier ist die Hölle los. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich gar nicht mit Rosalind mitgekommen. Rosalind sagt übrigens, sie wäre auch nicht gekommen, wenn sie das gewusst hätte.
Die Muse von Frau Vro hat alle ihre Freundinnen vom Musen-Lehrgang eingeladen. Und zwar gleich das ganze Wochenende, stell dir vor! Frau Vro wusste bis knapp davor gar nicht davon. Es sei ihr vor lauter Überraschung glatt die Spucke weg geblieben, lacht der Schweinehund. Aber manchmal sehe ich ihren verkniffenen Gesichtsausdruck. Ich glaube, da braut sich Unheil zusammen.
Ich bin so froh, dass das Reisen mit dem IGE jetzt so problemlos funktioniert. Stell dir vor, ich hätte die beschwerliche Reise mit euren veralteten Fortbewegungsmitteln gemacht, wo ich immer fürchten muss, dass ich entweder überrollt werde oder gar durchfriere und in Winterstarre falle. Nicht auszudenken. Außerdem würde ich mich weiß ärgern (grün bin ich ja so schon), wenn ich all die Strapazen für nichts auf mich genommen hätte. So bin ich jetzt zwar ein wenig enttäuscht, aber es ist nicht ganz so schlimm.
Wenn ich es so recht betrachte, ist es sogar ganz amüsant hier. Ich bin die letzten beiden Tage mit Rosalind und Frau Vro zusammen gewesen. Wir kamen nicht viel nach draußen, aber es war ohnehin viel zu kalt und nebelig. Das ist kein gutes Wetter für einen Frosch wie mich. Ich bin also meistens am Fenster gesessen, habe draußen den Kohlmeisen bei der Futterstation zugesehen und dabei Fliegen genascht. Und dabei ganz entspannt Rosalind und Frau Vro beim Plaudern zugehört. Eigentlich sehr erholsam! Ein bisschen wie ein Relax-Urlaub und nicht wie ein aufregender Spontanbesuch.
Die Muse habe ich auch schon gesehen. Chic ist sie wieder mit ihren kurzen violetten Shorts und dem gelben Fair-Isle-Pulli. Fair Isle sind diese eingestrickten Muster, habe ich mir sagen lassen. Für mich ist das sowieso nichts. Ich verstehe nichts vom Stricken. Und ich will auch gar nicht. Das ist ja nur was für alte Omas! Rosalind hat mich gehört und kichert belustigt, sie könnte mir schon Beispiele nennen, wo sogar Männer mit dem Stricken sehr erfolgreich sind.
Gerade eben ist die Muse vorbei gehuscht. Sie ist etwas gestresst, weil sie da alles koordiniert. Aber sie schaut richtig glücklich aus dabei. Vielleicht hat sie dieses Event aus dem Herbst-Blues herausgeholt, meint Frau Vro. Nur als die Muse mich sieht, stutzt sie. Weisst du, Frau Holle, mit mir hier hat sie überhaupt nicht gerechnet. Sie hat mich auch gleich umarmt, dass ich fast zerquetscht worden wäre und mich ganz heftig abgeküsst vor lauter Freude. Und dann hat sie mich mitgeschleppt zu ihren Freundinnen. Ich wurde sehr nett vorgestellt. Die Damen haben mich umringt, mir Fragen gestellt und mir sehr hübsche Komplimente gemacht. Muse Lila Grazia hat mich sogar gefragt, ob ich nicht am Nachmittag bei ihnen bleiben wolle, so als Inspiration. Als ich mitbekommen habe, dass sie mich malen wollen und ich posieren sollte, habe ich mich entschuldigt. Ich wollte nicht in meiner froschigen Männlichkeit angeglotzt und gemalt werden. An das Original kommen sie ohnehin niemals heran. Abgesehen davon malt eine davon Karikaturen. Geht’s noch? Ich als Karikatur? Nein!
Der Schweinehund hat daneben gestanden und vor lauter Wonne gegrunzt. Zwar war er gekränkt, weil ihn keiner gefragt hat, ob er gemalt werden möchte. Aber das schrille Entzücken der Damen, als sie mich erblickten, mache das alles wieder wett, sagt er.
Und dann waren plötzlich alle weg. Stell dir vor, Frau Holle, ich war plötzlich allein. Frau Vro war mit dem Auto unterwegs und hat die Musen in die Sauna zum Entspannen gebracht. Von Rosalind, dem Schweinehund und dem Lebens-Ernst keine Spur mehr. Es hat ein wenig gedauert, bis ich bemerkt habe, dass es im Wintergarten eine Party gibt. Dort waren sie dann alle. Sogar die Ratte Ferdi wurde mir vorgestellt. Wir haben eine heiße Sohle aufs Parkett gelegt, die Musik laut aufgedreht und hatten es sehr sehr lustig.
Selbst Frau Vro hat sich kurz zu uns gesellt, ist aber bald schlafen gegangen. Sie wollte noch einmal Kraft sammeln, damit sie am nächsten Tag – also heute – die Musen aus dem Haus brächte. Später ist sogar Frau Vros Muse dazugekommen. Wir haben uns lange unterhalten und miteinander gescherzt. Ihr tut es sehr leid, dass wir nicht mehr Zeit miteinander hatten. Sie würde ja am liebsten gleich mit mir mitreisen, wenn ich mich dann hier verabschiede. Aber wir hielten es für günstiger, das besser zu planen. Sonst kommt am Ende wieder so ein Theater heraus wie dieses Mal.
Im großen und ganzen war es trotzdem ein lustiger Besuch. Die Musen-Freundinnen sind bezaubernd, kaum zu glauben, dass sie schon bald ihren Dienst bei Frau Vros Nichten antreten. Ich packe jetzt jedenfalls auch zusammen und komme bald nach Hause. Nicht traurig sein, ich bin schon fast wieder da! Jetzt noch den Brief absenden und los geht’s mit dem IGE. Vielleicht bin ich sogar noch vor meinem Brief da.
Herzlichste Grüße, dein Misi
P.S. Schmeiß Xaver aus dem Haus, der soll seinen Dienst wie ausgemacht vor der Haustür tun!
Gute Reise wünschen mein Muser und die Gestalten meiner Enkelin, als da z. B. wären: Bepampam, der bevorzugt auf meinem Bett herumhüpft, Bagrami, der für Quatsch aller Art zuständig ist, Nopupa, bei dem eine nie wissen kann, was er als nächstes sagt oder tut, und der Dinosaurier mit den Stacheln am Rücken und dem bösen Gesicht, der am liebsten Füßchen frisst.
LikeGefällt 3 Personen
Klingt auch nach viel Unvorhersehbarem! ;-)
Nopupa gefällt mir besonders.
LikeGefällt 1 Person
Ach mein Misi! Ich freue mich so auf Dich. Grüße noch schnell alle anderen und ich bedanke mich ganz, ganz herzlich bei Ihnen, liebe Frau Vro. Toll, dass Sie immer noch so gut den Überblick haben. Ach ja, nein, Misi, Xaver kann jetzt nicht mehr raus. Es ist zu kalt und der Außenwichtel hat seine Job übernommen. Damit musst Du Dich abfinden. Liebe Grüße von uns allen, besonders aber von Deiner Frau Holle. Bis gleich! Gute Reise!
LikeGefällt 1 Person
Jemand von einem anderen Blog zu Besuch zu haben, ist immer wieder lustig.
Ich habe übrigens noch ein Foto nachgeschickt.
LG, Frau Vro :-)
LikeGefällt 1 Person
Ja, das machen wir im nächsten Jahr wieder! Vielleicht hat Ernst auch mal Lust? Oder auf die Muse? Schweinehund wäre auch eingeladen und Roslaind ist mir sehr ans Herz gewachsen! Liebe Grüße! Regine
LikeGefällt 1 Person
Da freu ich mich schon drauf! :-)
LikeGefällt 1 Person
Hat dies auf Regenbogen und Freudentränen rebloggt und kommentierte:
Wie schön, Misi macht sich wieder auf den Heimweg! Aber vorher hat er mir noch schnell geschrieben!
LikeGefällt 2 Personen
So ein tolles Foto!!!! Darf ich das kopieren? Und im Hintergrund meine ich mein Puzzle wiederkannt zu haben.
LikeGefällt 1 Person
Natürlich darfst du das Foto kopieren. Der Hintergrund ist ein Geschenkpapier, das ich in meiner Buchhandlung bekommen habe. Kann durchaus sein, dass es das Motiv von deinem Puzzle ist. In den nächsten Tagen kommen dann noch mehr Fotos von der „Bibliothek“. :-)
LikeGefällt 1 Person
Pingback: Wieder da! – Regenbogen und Freudentränen