Muse Lila Grazia von und zu Größenwahn gibt ganz die souveräne Gastgeberin. Sie hat die Kolleginnen vom Musen-Lehrgang eingeladen, hat ein tolles Programm aus dem Boden gestampft – soviel muss man ihr lassen – und uns alle eingespannt, damit das Event problemlos über die Bühne geht.
Der Schweinehund ist der erste, der nicht mehr mag. Er reißt sich den Smoking vom Leib, zieht die bequeme Latzhose an und schnappt sich die Kekse, die er eigentlich gediegen servieren sollte. Danach ward er nicht mehr gesehen.
Heinzelfrau Rosalind hat wie versprochen mit mir das Essen vorbereitet. Allerdings kein mehrgängiges Menü, sondern viele kleine Häppchen, die man auch kalt servieren kann und wo wir später keine Arbeit mehr haben. Kluges Mädchen! Danach hat sie die Teekanne genommen und ein paar der Snacks dazu und ward nicht mehr gesehen.
Der Ernst des Lebens hat es nicht so einfach. Er muss ja noch mit der Muse ein paar ernsthafte Vorträge halten. Er schlägt sich tapfer und tritt der geballten weiblichen Kraft entgegen. Die Kolleginnen der Muse sind sehr angetan von ihm und überhäufen ihn mit Komplimenten zu seinem rhetorischen Geschick. Das gefällt dem Ernst so sehr, dass er fast vergisst, wie er in diese Lage gekommen ist. Aber als er seine Schuldigkeit getan hat und einen Blick die Stiegen hinauf zum Wintergarten wirft, fällt es ihm wieder ein. Er entschuldigt sich höflich bei den Damen, macht die Tür hinter sich zu und ward nicht mehr gesehen.
Ich bin allein mit dem Musen-Lehrgang. Nur noch Misi sitzt am Fensterbrett. Ich ahne, wo meine Helden hingekommen sind und will da auch hin. Aber vorher muss ich ja noch Taxidienst spielen. Ich dränge zur Eile und verfrachte die Gesellschaft in die Sauna zum Wellnessen. Danach eile auch ich nach Hause und in den Wintergarten. Misi habe ich in der Hektik ganz vergessen. Aber er ist ja schon ein großer Frosch-Mann.
Da hängt schon ein Schild an der Tür: Zutritt nur für Personal! Ich grinse.
Im Wintergarten ist Party. Der Reisefrosch Misi ist auch schon da und tanzt mit Rosalind. Tango! Wenn das die Muse sehen könnte. Der Schweinehund dreht das Radio lauter und reicht dem Lebens-Ernst einen Drink. Alle sind entspannt und fröhlich. Misi lässt den Blick suchend durch den Raum wandern, aber die Muse ist anderweitig beschäftigt. Es scheint fast, dass die beiden kein Glück haben. Trotzdem wird es ein rauschendes Fest. Es wird gesungen und getanzt und gelacht, mich wundert, dass auch nur irgendwer schlafen kann bei dem Lärm.
Viel später dann, als die Mädels des Musen-Lehrgangs schon längst in ihren Betten schlummern und die Party merklich leiser geworden ist, schleicht sich meine Muse in den Wintergarten. Sie huscht zu Misi und küsst ihn links und rechts auf die Wangen. Dann setzt sie sich zu ihm, hält seine Hand und die beiden tratschen die halbe Nacht hindurch.
Morgen will Misi wieder zu seiner Frau Holle zurück. Mir tut es ein wenig leid, dass wir uns nicht mehr um unseren Gast kümmern konnten, aber er meint, das wäre so auch ganz in Ordnung gewesen. Immer wieder sehe ich, wie er und Rosalind sich Blicke zuwerfen und meistens grinst dann einer der beiden. Es ist schön, wenn sich zwei auch ohne viele Worte so gut verstehen. Dabei war meine Heinzelfrau ganz am Anfang ja überhaupt nicht begeistert, dass wir uns einen Frosch einladen. So kann es also auch gehen und der erste Eindruck ist nicht immer der bleibende.
Morgen kehrt hoffentlich wieder Ruhe ein. Was doch die Muse manchmal für Einfälle hat. Pfuh! Gut, dass die Musen-Kolleginnen so gut erzogene Damen sind. Ich stelle mir gerade vor, wenn der Schweinehund zum Treffen lüde … Mir wird ganz anders! Oh, Entschuldigung! Jetzt habe ich wohl laut geredet, denn mein Schweinehund knurrt böse und wirft mit Erdnüssen nach mir. Na gut, vielleicht darf er ein Gartengrillfest machen. Aber darüber reden wir ein anderes Mal.
Ich verlasse die Party jetzt. Ich brauche meinen Schönheitsschlaf. Misi schickt mir ein Gute-Nacht-Küsschen durch die Luft und der Schweinehund hebt verstehend sein Bier in meine Richtung. Hach, sie alles sind ja so bestrickend entzückend.
Schönen Sonntag dir und deinen bedrückenden Gestalten! Mein Muser lässt auch schön grüßen, er ist schon seit Stunden wach und plagt mich. Aber erst wird hier gefrühstückt, da kann er noch so sehr an meinem Hosenbein zupfen!
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„bestrickenden“ sollte das heißen, nicht „bedrückenden“. Ich HASSE die Autokorrekturfunktion und ihre Besserwisserei.
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Oh. 😳Ich dachte mir das schon, war aber nicht sicher. Dir auch einen schönen Sonntag. 😊
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Fröhliches Sonntagsstricken :)
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Danke! Ich brauche noch einige kleine Weihnachtsgeschenke … :-)
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