Diese Woche fragt Svenja alias buchfresserchen: Gibt es ein Zitat aus einem Buch, dass dir in letzter Zeit (oder überhaupt) im Gedächtnis geblieben ist?
Da musste ich erst einmal überlegen. Entweder fällt mir nämlich gar nichts ein, was den Versuch, diese Frage zu beantworten als sinnloses Geschwafel überführt und nur in einem Wust sinnlosen Drumherumschreibens mündet. Oder aber ich will hier gleich so viele schöne Zitate loswerden, dass ich im Grunde genommen auch gleich eine Dauerrubrik in meiner wilden Jonglage mit allem und jedem machen könnte. Also wieder Geschwafel.
„….warum ich mein Bücherschiff Literarische Apotheke nannte“, sagte Perdu. „Ich wollte Gefühle behandeln, die nicht als Leiden anerkannt sind und nie von Ärzten diagnostiziert werden. All diese kleinen Gefühle, Regungen, für die sich kein Therapeut interessiert, weil sie angeblich zu klein und zu unfassbar sind. Das Gefühl, wenn wieder ein Sommer zu Ende geht. Oder zu erkennen, nicht mehr ein ganzes Leben Zeit zu haben, um seinen Platz zu finden. Oder die kleine Trauer, wenn eine Freundschaft doch nicht in die Tiefe geht und man weitersuchen muss nach einem Lebensvertrauten. Oder die Schwermut am Morgen des Geburtstags. Heimweh nach der Luft seiner Kindheit. So etwas.“
aus: Nina George, Das Lavendelzimmer
Diese Passage gleich zu Beginn des Romans von Nina George hat mich sehr berührt, denn Bücher können einem tatsächlich beim (Über)Leben helfen so wie eine Schmerztablette bei Kopfweh das tut.
Dann noch ein oder zwei Zitate aus einem ganz anderen Bereich, die meine eigene unterbewusste Überzeugung in Worte fassen. Das wurde mir in dem Moment klar, als ich sie gelesen habe. Vor einiger Zeit las ich „Leitwölfe sein: Liebevolle Führung in der Familie“ von Jesper Juul . Nicht, dass ich viele Familien- oder Erziehungsratgeber lese. Aber Jesper Juul hat irgendwie immer brauchbare Gedanken und Ansichten. Man muss ja nicht alles 1:1 übernehmen. Ist es nicht ohnehin so, dass man beim Lesen in Interaktion mit den Gedanken in einem Buch tritt und dabei abgleicht, was den eigenen Erfahrungen und Wertvorstellungen am besten entspricht?
Die Vorstellung von perfekten Eltern ist absurd. Die besten Eltern, die ein Kind haben kann, sind diejenigen, die Verantwortung für ihre Fehler übernehmen, wenn sie ihnen bewusst werden.
aus: Jesper Juul, Leitwölfe sein
Kinder haben keine Vorstellung davon, dass ihre Eltern ganz bestimmte persönliche Grenzen haben, die sich von ihren eigenen unterscheiden. Folglich erreichen und überschreiten Kinder diese Grenzen permanent, und durch das verbale und non-verbale Feedback, das sie dann bekommen, lernen sie etwas.
aus: Jesper Juul, Leitwölfe sein
So. Und damit lasse ich es wieder gut sein. Okay, eines habe ich noch aus einem Buch, das ich aktuell lese, weil es mich so erschüttert hat.
Während des 16. und 17.Jahrhunderts breiteten sich neue Mikroorganismen über Amerika aus,sprangen von Opfer zu Opfer und töteten drei Viertel der Menschen auf dieser Erdhalbkugel.
aus: Charles C. Mann, Kolumbus‘ Erbe
Grausig, nicht? Ich hoffe, dass ich bald ein anderes Buch lese mit positiveren Zitaten, die mir in Erinnerung bleiben.
Wie ist das bei euch so? Gibt es ein Zitat oder eine Textpassage, die bei euch bleibenden Eindruck hinterlassen hat?
So wie du die Frage formuliert hast, musste ich schmunzeln:
„Gibt es ein Zitat oder eine Textpassage, die bei euch bleibenden Eindruck hinterlassen hat?“
Klar gibt es die. Aber die Passagen, die ich tatsächlich in Erinnerung habe, stammen alle aus Büchern, die bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Kein Zitat aus einem Buch, das mich nicht irgendwie begeistert hat – einzige Ausnahme die Zitate, die zu geflügelten Worten geworden sind (den Faust habe ich durchaus gelesen, die Zitate kannt ich aber vorher schon … Und fand Faust jetzt nicht sooo spannend). Es sind eigentlich immer die Bücher, die den bleibenden Eindruck hinterlassen, die Zitate und Passagen „passieren“ eher zufällig.
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Aber es ist doch auch möglich, dass man ein Zitat/eine Textpassage/eine Aussage aus einem Buch gut findet, obwohl der ganze Rest Schrott ist. Oder einem nicht zusagt.
Ansonsten stimme ich dir zu.
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„Das Lavendelzimmer“ ist eines meiner Lieblingsbücher und Jesper Juul Bücher habe ich alle (war da nicht was mit der Wunderkraft?) und ich fand es super schön und treffend von dir formuliert: „Man muss ja nicht alles 1:1 übernehmen. Ist es nicht ohnehin so, dass man beim Lesen in Interaktion mit den Gedanken in einem Buch tritt und dabei abgleicht, was den eigenen Erfahrungen und Wertvorstellungen am besten entspricht?“ So sollte es sein :-)
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Jesper Juul … immer diese Suche, wie man es mit den Kindern richtig macht … hach ja. :-)
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